Weinbewertungen

Ein wichtiger Teil von Verkostungen ist sicherlich die Schlussfolgerung der Bewertung der Qualität des Weins.

 

Für die Bewertung der Qualität sind viele Eigenschaften des Weins von Bedeutung:

  • Balance – die Ausgewogenheit der strukturellen Komponenten des Weins
  • Intensität  – die Intensität der Aromen
  • Komplexität – die Vielschichtigkeit der Aromen
  • Länge – die Länge des Abgangs
  • Reifungspotential – Das Reifungspotential des Weins
  • Typizität – Dieser Punkt ist bei Blindverkostungen nicht zu bewerten,  hat aber bei halbblinden und offenen Verkostungen eine Bedeutung 

Die finale Bewertung der Weine resultiert in einer Punktzahl.
Es gibt 2 Skalen die in der Weinwelt von hoher Bedeutung sind; das 20 Punkte – und das 100 Punkte System. Ich bewerte im 100 Punkte System. Es gibt sehr unterschiedliche Interprätationenn der Umrechnung der 20 Punkte Skala in die 100 Punkte Skala. Ferner gibt es kaum Erklärungen, die Weine innerhalb einer Skala einstufen.Dies ist meine Herangehensweise:

20 / 100 Punkte: Einzigartig 
Ein Wein der schlichtweg nicht mehr zu überbieten ist Perfektion in jeder Hinsicht.

19,8 / 99 Punkte: Sensationell 
Weine, die man eigentlich nicht mehr besser machen kann. Wahre Weltklassegewächse mit Potential für Jahrzehnte.

19,6 / 98 Punkte: Sensationell          
Weine, die man kaum mehr besser machen kann. Wahre Weltklassegewächse mit Potential für Jahrzehnte.

19,4 / 97 Punkte: Großartig             
Ganz außergewöhnliche Weine von höchster Komplexität, Harmonie, Eigenständigkeit, Finesse und Eleganz, enormes Reifungspotential.

19,2 / 96 Punkte: Großartig             
Außergewöhnliche Weine von hoher Komplexität, Harmonie, Eigenständigkeit, Finesse und Eleganz, sehr hohes Reifungspotential.

19 / 95 Punkte: Großartig             
Außergewöhnliche Weine von grossartiger Balance, hoher Komplexität, Harmonie, Eigenständigkeit, Finesse, Eleganz und hohem Reifungspotential.

18,8 / 94 Punkte: Hervorragend        
Beeindruckende Weine mit sehr guter Balance, Eigenständigkeit, Finesse, hohem Reifungspotential.

18,6 / 93 Punkte: Hervorragend         
Beeindruckende Weine mit sehr guter Balance, großer Komplexität und Tiefe, ausgeprägter Typizität und sehr gutem Reifungspotenzial.

18,4 / 92 Punkte: Ausgezeichnet      
Beeindruckende Weine mit guter Balance, großer Komplexität und Tiefe, ausgeprägter Typizität und sehr gutem Reifungspotenzial.

18,2 / 91 Punkte: Ausgezeichnet      
Beeindruckende Weine mit guter Balance, hoher Komplexität und Tiefe, ausgeprägter Typizität und gutem Reifungspotenzial.

18 / 90 Punkte: Ausgezeichnet      
Beeindruckende Weine mit guter Balance, hoher Komplexität, sehr guter Typizität und gutem Reifungspotenzial.

17,8 / 89 Punkte: Sehr gut               
Sehr gute Weine mit Ausdruck und Charakter sowie einem guten Reifungspotenzial.

17,6 / 88  Punkte: Sehr gut               
Sehr gute Weine mit Ausdruck und Charakter sowie Reifungspotenzial.

17,4 / 87 Punkte: Gut                      
Ausgewogene, rebsortentypische Weine mit 
weit überdurchschnittlilcher Qualität.

17,2 / 86 Punkte: Gut                      
Ausgewogene, rebsortentypische Weine mit überdurchschnittlilcher Qualität.

17 / 85 Punkte: Gut                      
Ausgewogene, rebsortentypische Weine mit sehr guter Qualität.

16,8 / 84 Punkte: Sehr ordentlich      
Ausgewogene, typische Weine für den sofortigen Genuss.

16,6 / 83 Punkte: Sehr ordentlich      
Typische Weine für den sofortigen Genuss.

Terroir

Der Einfluss des Terroirs auf die Stilistik der Weine ist zweifelsohne von enormer Bedeutung.
 

Leider gibt es sehr unterschiedliche Definitionen des allgegenwärtigen Begriffs und so kommt es zu Missverständnissen in der Kommunikation, speziell wenn es um die Bewertung der Weine als „Terroirweine“ geht.

Die verschiedenen Definitionen des Begriffes beinhalten, je nach Autor, mehr oder weniger Faktoren der Weinbereitung, angefangen von allen ausschliesslich natürlichen Voraussetzungen bis hin zu Definitionen welche auch den menschlichen Einfluss als Teil des Begriffes sehen.

Diese Definitionen des französischen Terms gehen von den den rein natürlichen Faktoren aus:

«… alle natürlichen Voraussetzungen, die die Biologie des Weinstocks und demzufolge die Zusammensetzung der Traube selbst beeinflussen. Terroir ist das Zusammentreffen von Klima, Boden und Landschaft, das Zusammenwirken einer unendlichen Anzahl von Faktoren: Nacht- und Tages-Temperaturen, Niederschlags-Verteilung, Sonnenschein-Stunden, Hangneigung und Boden-Durchlässigkeit, nur um einige wenige zu nennen. Alle diese Faktoren reagieren miteinander und bilden in jedem einzelnen Teil eines Weinbaugebietes das, was der französische Winzer Terroir nennt. …» (Bruno Prats)

«… it comprises all the physical elements of a place that can affect the character of wine made from it.
For me, terroir covers the sum total of a site’s constants, including soil composition, latitude, elevation, contour, sun exposure and climate (but not vintage, as that changes every year). It does not include vine training, irrigation, leaf pulling or anything else that humans might do, especially anything that happens after the grapes are picked.» (Harvey Steiman, Wine Spectator)

über teilweise humanen Einfluss

«… Gesamtheit natürlicher Faktoren (Rebe, Boden, Klima u. a.) und kultureller Einflüsse, die einem Wein seinen Charakter verleihen.» (Google)

«… Der französische Begriff Terroir beinhaltet weit mehr als die Geologie. Vielmehr umfasst der Begriff den Boden, die Lage und Hangexposition, bzw. –ausrichtung, das Mikroklima und durch die Kultivierung auch den Einfluss des Menschen auf die Landschaft.» (unbekannt)

bis hin zu einer Definition die auch den menschlichen Einfluss zur Gänze berücksichtigt.

«Die Faktoren die den Stil eines Weies definieren umfassen sind:
Klima; Wetter; Boden; Rebsorten; Weinbau; Weinbereitung und Reifung.» (WSET)

Nun sind diese Definitionen relativ weit auseinander und es gibt sicherlich einige Nuancen dazwischen, die ebenso Fürsprecher haben. Dies führt dazu, dass der Begriff des Terroirs mit einer weiten Spannbreite verwendet wird und die Verwirrung schon allein daurch programmiert ist.

Der französische Begriff des Terroir beschreibt weit mehr als nur den einzelnen Weinberg ( Lage). Dafür gibt im französichen den Begriff des „Climat“. Vielmehr umfasst der Begriff alle Faktoren welche zur Typizität des Weins beitragen.

Aus den diversen Interprätationen des Begriffs ergeben sich folgende Punkte die beinhaltet sein können:

– Klima
Die klimatischen Bedingungen sind unisono in allen Definitinen beinhaltet.
Ob im Klima das Wetter beinhaltet sein sollte ist mehr als fraglich, da dies hiesse, dass Jahrgangsvariaten ein Teil des Terroirs sind.
Die mikro– und mesoklimatischen Bedingungen eines Weinbergs, respektive einer Lage sind von entscheidender Bedeutung für die Ausprägung und Typizität eines Weins.

– Wetter
Wetter generell ist kein Teil des Terrois, denn sonst gäbe es Terroirweine nur in bestimmten Jahrgängen. Die Konsequenz ist, dass es in bestimmten (ungeeigneten) Jahrgägnen den jeweiligen Terroirwein tatsächlich nicht gibt.

– Boden
Zu diesem Punkt gehört neben der Zusammensetzung der Böden und der damit verbundenen Verfügbarkeit Wasser, Mirko- und Makronährstoffen, auch die Lage des Weinbergs und die Exposition welche das Makroklima deutlich beeinflusst.

– Rebsorten
Die Typizität eines Weines ist definitiv eng mit den Rebsorten verbunden. So würde ein Viognier aus der Wehlener Sonnenuhr wohl kaum als Terroirwein (an)erkannt; ebenso wenig wie ein Riesling aus dem Puligny Montrachet, ein Silvaner aus dem Condrieu oder ein Cabernet Sauvignon aus dem Cornas etc..
Daraus ergibt sich jedoch, dass die Definition auch menschliche Einflüsse umfasst, das die Auswahl der Rebsorte(n) menschlichen Ursprungs sind, ob nun tradiert oder gesetzlich vorgeschrieben.

– Weinbau
Die Rebsorten sind Teil des Terroirs.
Erziehungsmethoden jedoch sind eher tradiert oder gesetzlichen Vorschriften geschuldet und haben kaum Einfluss auf die Typizität der meisten Weine.
Erträge haben in aller Regel eine weite Variation, abhängig von Klima Böden Rebsorten, gesetzlichen Vorschriften und dem Anspruch der Winzers. Zu hohe Erträge verwässern die Typizität jedoch in wahrsten Sinne des Wortes.
Speziellere Methoden wie traditioneller, biologischer oder biodynamischer Weinbau, Massnahnem im Weinberg wie grüne Lese, entblättern der Fruchtzone, Bewässerung, Düngung, Pflanzenschutzmethoden usw. haben keinen sginifikanten Einfluss auf das Terroir – es gibt Terroirweine aus den selben Lagen die in unterschiedlichsten Herangehensweisen erzeugt werden.
Es gibt jedoch einige Typizitäten welche besondere Weinbaumethoden erfordern. Die Manipulation im Weinberg für Süssweine wie Sauternes, Tokaij oder TBAs sind bedeutender Teil der Typizität dieser Weine.

– Weinbereitung
Auch bei der Vinifikation gibt es eine enorme Bandbreite von Möglichkeiten welche für Terroirweinen zum Einsatz kommen.
Die Typizität einiger Weine ist jedoch an ganz spezielle Vinifikationsmethoden gebunden. Soleo-, Port-, Madeira- und Rutherglen Muscat Weine, die VDNs und Vin Jaune Frankreichs, Deutsche Prädikatsweine mit niedrigem Alkoholgehalt, Tokaji und viele mehr erreichen ihre Typizität nur durch die speziellen Herstellungsverfahren.

 

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